Wertorientierte Versorgung, Telemedizin, Hospital at Home – das Gesundheitswesen ist im Zuge der digitalen Transformation im Umbruch. Lieferanten sind gezwungen, eine digitale Customer Experience bereitzustellen. Was zunächst wie eine Herausforderung klingt, bietet den Pionieren unter den Lieferanten die Chance, eine Führungsrolle einzunehmen und ihre Lieferketten auf feste Grundsäulen zu stellen.
Lieferketten im Gesundheitswesen werden immer komplexer. Für Lieferanten bedeuten die wachsenden Anforderungen, dass sie die Gesundheitsversorgung, die zunehmend außerhalb des klassischen Krankenhausumfeldes stattfindet, als wertorientierte Versorgung (Value Based Care) verstehen müssen.
Die Folge: Präzision, Genauigkeit und Timing gewinnen bei Lieferungen an Bedeutung. Die Schaffung einer Grundlage, die die heutigen Kundenbedürfnisse und die sich schnell abzeichnenden Trends unterstützt, ist der entscheidende dritte Schritt, der es Gesundheitsorganisationen einfacher macht, mit Lieferanten Geschäfte abzuwickeln.
Lieferanten spielen in den Lieferketten des Gesundheitswesens also eine entscheidende Rolle, da sie Gesundheitsorganisationen versorgen, die ein wertorientiertes Pflegemodell anstreben. Dafür bedarf es eines Verständnisses der tatsächlichen Kosten der Gesundheitsversorgung, also nicht nur Transparenz über die Produktkosten, sondern das Wissen, welche Produkte das beste Ergebnis liefern und welche Produkte für welche Patienten am besten geeignet sind.
Weil die Supply-Chain-Experten von heute auf digitale Kundenerfahrungen setzen und die Automatisierung und Standardisierung von Supply-Chain-Prozessen vorantreiben, kennen sie die wahren Kosten der Patientenversorgung und wissen, welchen Einfluss eine Maßnahme auf die Qualität der Versorgung hat.
Die Bereitstellung einer digitalen Customer Experience in der Lieferkette des Gesundheitswesens ist heutzutage keine Option mehr, sondern zwingend erforderlich. Die Notwendigkeit wird zunehmen, schließlich geht sowohl beim Patienten als auch bei Gesundheitsorganisationen der Trend zur medizinischen Versorgung außerhalb des Krankenhauses.
Für Patienten gilt das übrigens schon länger. Telemedizin, also der Einsatz audiovisueller Technologien, die Diagnostik, Konsultation und medizinische Notfalldienste online möglich machen, ist spätestens seit Ausbruch der Corona-Pandemie in den Köpfen verankert. Während es laut einer Studie von McKinsey vor COVID-19 nur 11 Prozent der Patienten waren, die Telemedizin-Dienste von Ärzten und Gesundheitsorganisationen erwarten, sind es heute rund 40 Prozent.
Die Gesundheitsversorgung außerhalb des traditionellen Krankenhausumfelds, die auch als Hospital at Home (HaH) bezeichnet wird, ist auf dem Vormarsch. Die Corona-Pandemie war zweifelsfrei ein Katalysator, aber auch andere Faktoren wie der zunehmende Fokus auf das Supply Chain Management, Fortschritte bei der Technologie für die Fernüberwachung sowie staatliche Förderungen rücken das Thema in den Fokus.
Laut einer Analyse von Forrester1 wird sich die Zahl der Krankenhäuser, die Hospital at Home-Services anbieten, in diesem Jahr verdreifachen. Dieser Trend ist sinnvoll, denn die Untersuchungen zeigen, dass HaH sowohl die medizinischen Ergebnisse verbessert als auch die Kosten für die Versorgung senkt und damit dazu beiträgt, den steigenden finanziellen Druck auf die Krankenhäuser zu reduzieren.
Wenn HaH-Services von immer mehr Gesundheitseinrichtungen angeboten werden, wird die Komplexität der Lieferkette rund um Produkte und Menschen jedoch zunehmen. Lieferanten werden eng mit den Gesundheitsorganisationen zusammenarbeiten müssen, um eine effektive logistische Koordination der Materialien und Lieferungen an die Patienten zu gewährleisten.
Es wird also nicht mehr nur darum gehen, Lieferungen zu einen oder mehreren vom Krankenhaus festgelegten Lagerräumen zu befördern, sondern vielmehr darum, alle für einen Versorgungspfad erforderlichen Materialien zu verpacken und dorthin auszuliefern, wo die Materialien gebraucht werden - mitunter bis zur Haustür des Patienten.
Lieferanten, die ihre Prozesse anpassen und den Point of Care verlagern, verstehen die Anforderungen und Bedürfnisse ihrer Kunden am besten, und können neue Geschäftsfelder erschließen. Durch die Nutzung von Automatisierung, Daten und daraus abgeleiteten Erkenntnissen sowie neuen technologischen Möglichkeiten können sie Dienstleistungen und Produkte entwickeln, die speziell auf die Unterstützung der Versorgung außerhalb des Krankenhausumfeldes ausgerichtet sind.
Die endgültige digitale Customer Experience führt über den Patienten, der die digitale Eingangstür über seine Bedürfnisse öffnet, und mündet in einer resilienten, reaktionsfähigen Lieferkette. Um diese Vision zu verwirklichen, sind Lieferanten gezwungen, mit den Trends im Gesundheitswesen, neuen Initiativen wie Hospital at Home und anderen Änderungen, die die digitale Transformation und den Wandel der Lieferketten im Gesundheitswesen beschleunigen, Schritt zu halten.
Wenn Lieferanten jetzt die ersten Schritte einleiten, können sie eine Führungsrolle übernehmen, anstatt auf die tiefgreifenden Veränderungen, die die Branche derzeit prägen, nur zu reagieren.
1Predictions 2022: Healthcare, Forrester
[Der Artikel wurde in englischer Sprache erstmals am 02. Mai 2022 im Medical Product Outsourcing Magazine veröffentlicht]
Wie machen es Lieferanten ihren Kunden einfach, Geschäfte mit ihnen abzuwickeln?